Für unseren gestrigen Thomas-Akademie-Abend konnten wir eine hochkarätige Rednerin gewinnen: Mit Frau Annegret Kramp-Karrenbauer ist eine bekannte Persönlichkeit zu uns nach Füchtel gekommen, die schon diverse hohe Landes- und Bundespolitische Funktionen bekleidet hat. Unter anderem war sie Saarländische Ministerpräsidentin, Bundesverteidigungsministerin und Bundesvorsitzende der CDU. In unserer Pausenhalle sprach sie zum Thema „Als Christ in der Politik – zwischen Anspruch und Wirklichkeit“.
Pater Christian wies schon in seiner Begrüßung darauf hin, dass sich die gleiche christliche Haltung in unterschiedlichen Positionen ausdrücken kann, und er stellte die Frage „Wie wirkt sich Christsein in der Politik aus?“.
Frau Kramp-Karrenbauer ging in ihrer Rede zunächst auf die Frage ein, ob Glaube und Politik überhaupt zusammen passen. Nach ihrer Überzeugung gebe es kein privates Christentum: Christen dürften bzw. müssten sich einmischen. Als Beispiele für Personen, die sich getragen von ihrem Glauben trotz größter Gefahren eingemischt haben in Politik und Gesellschaft, nannte sie Schwester Theodolinde und Pater Titus, die beide wegen ihrer Haltung zum Nationalsozialismus verhaftet wurden, und Alexei Navalny, der 2024 in russischer Gefangenschaft gestorben ist.
Auf ihr eigenes politisches Wirken bezogen stellte sie fest, dass das Vertrauen in Gott Mut gibt, Verantwortung zu tragen. Dies gelte auf kommunaler genauso wie auf Bundesebene. Als Christ in der Politik bewege man sich ständig in einem Dilemma, bei dem es zwischen unterschiedlichen Interessen abzuwägen gelte. Als Beispiel nannte sie das Asylrecht, den Schutz des ungeborenen Lebens und das Thema Sterbehilfe. Es helfe immer, zu versuchen, die Position anderer zu verstehen, andere Ideen zu akzeptieren oder Kompromisse zu schließen. Trotzdem könne man nicht alle eigenen christlichen Vorstellungen in die Praxis umsetzen. Man bewege sich beim ewigen Ringen um die beste Lösung vielmehr in Grauzonen. Auf ihre eigene Frage „Machen wir christliche Politik?“ antwortete sie daher klar mit Nein. „Wir machen Politik auf Grundlage des christlichen Menschenbildes.“ Dies gipfele in der Präambel des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Frau Kramp-Karrenbauer erhielt für ihre Rede lang anhaltenden Applaus. Am Ende des Abends, der wie immer gekonnt von unserem Blasorchester mitgestaltet wurde, bot sich für die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer die Möglichkeit zum lockeren Gespräch.