Seit vergangenen Freitag wird am Kolleg St. Thomas der nächste Schritt in Richtung Digitalisierung gegangen. 90 Schülerinnen und Schüler nebst der Lehrkräfte im Jahrgang 9 können im Unterricht künftig eigene digitale Endgeräte benutzen.
Bereits seit dem Schuljahr 2000-2001 wird am KST darauf gesetzt, Schülerinnen und Schülern das Arbeiten mit Officeanwendungen, Audio- und Videoschnittprogrammen und Programmierumgebungen zu vermitteln. Dafür wurde – was in Niedersachsen womöglich einzigartig ist – Informatik in den Regelstundenplan übernommen und im Rahmen eines Spiralkurrikulums die Möglichkeit geschaffen, die im Informatikunterricht gewonnen Fähigkeiten im Fachunterricht zu nutzen.
Im Verlauf der vergangenen Jahre wurde sukzessiv die Möglichkeit geschaffen, auch von Zuhause aus auf die Computer in der Schule zuzugreifen. Präsentationsmedien von Beamer über Dokumentenkameras bis hin zu Smartboards wurden in den meisten Klassenräumen installiert, das vernetzte Lernen hält mittlerweile vermehrt Einzug in den Fachunterricht. Ein leistungsfähiges, schulweites strukturiertes Netzwerk bildet dabei den Kern der Medienausstattung. Die für die Verwendung der hochwertigen Ausstattung notwendige Fortbildung des Kollegiums nahm schon zu Beginn des vergangenen Schuljahres in Form eines gemeinsamen Medientages hohen Stellenwert ein.
Nun soll der nächste Schritt erfolgreich bewältigt werden: Jeder Lernende im Jahrgang 9 soll ein eigenes digitales Endgerät besitzten und unter anderem auf die eBook-Variante seiner Lehrwerke zugreifen können.
Das Land Niedersachsen setzt grundsätzlich auf elternfinanzierte Geräte in Schülerhand. Dabei sind unterschiedliche Varianten denkbar. Die häufigste Variante ist das so genannte GYOD (Get Your Own Device). Dabei werden einheitliche Geräte durch die Schule vorgegeben und können über die Schule angeschafft werden. Daneben gibt es die lebensnahere Möglichkeit des BYOD, bei der die Schülerinnen und Schüler Geräte selbstständig anschaffen und im Unterricht einsetzten.
Die Schulgemeinschaft am Kolleg St. Thomas hat sich für die Variante des BYOD entschieden, weil die mediale Realität auf diese Weise eher abgebildet wird. Auf diese Weise wird von den Jugendlichen und ihren Familien nicht verlangt, sich von gewohnten Systemen zu trennen und sich stattdessen mit einem anderem vertraut zu machen. Zwar gibt es für die Anschaffung einige Vorgaben hinsichtlich der Ausstattung, was aber Hersteller und vor allem das Betriebssystem angeht, haben alle die Möglichkeit, frei zu entscheiden.
Mit Hilfe der pädagogischen Software „Magis School“, die von zwei ehemaligen Schülern entwickelt wird, gelingt das fast unmögliche: Geräteunabhängiges Arbeiten in einer gemeinsamen Lernumgebung. Hier sind eine zentrale Benutzer- und Dateiverwaltung mit Emailkonto und Zugriff auf das pädagogische Netzwerk nicht nur selbstverständlich sondern werden noch übertroffen durch die Möglichkeit, mit vielfältigen Anwendungen kollaborativ zu arbeiten. Auch die Präsentation von Schülerergebnissen kann realisiert werden, ohne zusätzliche Hardware in unterschiedlichen Standards einsetzen zu müssen. Einige Kontrollfunktionen und Einschränkungsmöglichkeiten (z. B. eine Internetsperre) sind verfügbar, ohne dass die Lernenden etwas auf ihren Geräten installieren müssen. Der geplante Prüfungsmodus macht vielleicht sogar bald die grafikfähigen Taschenrechner genauso überflüssig wie die elektronischen Wörterbücher, womit die Anschaffungskosten in Zukunft fast egalisiert werden könnten.
Unterstützt wird unser Vorhaben durch die Firma C.K Electronic in Vechta, die Bestellung, Lieferung und Support der Geräte übernimmt. Am vergangenen Freitag fand die gemeinsame Einrichtung aller neuen Systeme statt, bei der neben der Organisation von Netzwerkzugängen auch die Verteilung und der Download von eBooks der Lehrwerke vorgenommen wurden.
Marc Richter